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Kapitel 8: Podologie und medizinische Fußpflege

Kapitel 8: Podologie und Medizinische Fußpflege

Einführung

Was ist eigentlich Podologie? Das ist doch „nur“ Fußpflege?... Oder Medizinische Fußpflege? Das kann doch jeder…ODER??? Nein! Podologen („Podos“ = Fuß, „Logis“= Lehre) unterziehen sich einer 2-jährigen, staatlich anerkannten Vollzeit-, oder einer mehrjährigen, berufsbegleitenden Teilzeit-Ausbildung. Die Inhalte dieser Ausbildung setzen sich aus ca. 1/3 Praxisunterricht, 1/3 Praktikum in ärztlichen und podologischen Institutionen und 1/3 Theorie zusammen.

Wenn man sich mit den Ausbildungsinhalten befasst, stellt man fest, dass ausgenommen detaillierter Anatomie-, und Physiologiekenntnisse, während der gesamten Ausbildung besonders großer Wert auf ausgeprägte Fach- und Behandlungskenntnisse in den Bereichen Diabetisches Fußsyndrom sowie Spezielle Krankheitslehre gelegt wird.

Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung arbeiten Podologen entweder als selbstständige Leistungserbringer in eigenen Podologiepraxen (mit oder ohne Kassenzulassung), als freie Mitarbeiter in einer Gemeinschaftspraxis oder Praxisgemeinschaft, oder als Angestellte in Krankenhäusern oder speziellen Fußambulanzen mit anderen Berufsgruppen wie zum Beispiel Ärzten, Orthopädie-Schuhmachern oder Physiotherapeuten, Ergotherapeuten etc. zusammen. Gibt es für das entsprechende Unternehmen eine Kassenzulassung, sind auch die Podologen verpflichtet im Rahmen dieser Zulassung regelmäßig innerhalb vorgegebener Zeiträume an bepunkteten Fortbildungen teilzunehmen.

Was genau macht ein Podologe? Ein Podologe überprüft, meistens auf ärztliche Anordnung, in regelmäßigen Abständen den Allgemeinzustand der Patientenfüße, auch im Hinblick auf Hautzustand, Druckstellen, bzw. Sensibilitätsempfinden (z.B. Stimmgabeltest) und ist dadurch in der Lage, eine der Fußgesundheit entsprechende Einschätzung und daraus resultierender Fuß-„Pflege“-Behandlung, Nagelkorrektur oder Druckentlastung, durchzuführen. Dabei werden individuelle Risikofaktoren wie z.B. Diabetes, fachgerecht durch entsprechendes Instrumentarium, Hygienefaktoren und Produktauswahl berücksichtigt.

Mit den vor, während und nach der Behandlung gewonnenen Informationen (Dokumentationspflicht!) entsteht ein fachübergreifendes Behandlungs-, und Informationskonzept für den jeweiligen Patienten, sowie eine sinnvolle und intensive Symbiose zwischen Patient, Arzt, Diabetologe, und ggf. Wundmanager.

Somit ist eine individuell abgestimmte Versorgung, mit dem Zweck der Gesunderhaltung und der Vermeidung von Amputation, möglich und optimal auf die Bedürfnisse der vorhandenen Krankheitssymptome abgestimmt.

Leider wird immer noch häufig die Fachkompetenz eines Podologen unterschätzt und durch Unwissenheit und mangelnde Aufklärung seine Daseinsberechtigung in Frage gestellt, bzw. dessen Leistung im Zuge der Patientenversorgung nicht in Anspruch genommen.

Dies führt infolge dessen immer wieder dazu, dass eher die hohen Kosten für eine, vielleicht unnötige, Amputation eines Fußteils-, und somit Mobilitäts-, und Lebensqualitätsverlust des Patienten in Kauf genommen werden.

„Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) trifft 15% der Menschen mit Diabetes im Laufe ihres Lebens (Reiber, Lipsky et al. 1998) und bleibt lebenslang bestehen. Es fordert von den Betroffenen und der Gesellschaft einen hohen Tribut, da es zu Beeinträchtigung der Mobilität, langen Krankheitsverläufen, Verlust der Arbeit, Amputationen, Verlust der Selbständigkeit sowie zu Todesfällen führt. Mit rund 2.5 Milliarden Euro/Jahr in Deutschland (Hauner 2006) wird ein Großteil der Ausgaben für Diabetes durch das DFS verursacht. An Diabetes leidet ein stark zunehmender Teil der deutschen Bevölkerung, derzeit über 7.000.000 Menschen (DiabetesDE 2011). Weltweit hat sich die Zahl der Menschen mit Diabetes in den letzten zwei Jahrzehnten verachtfacht (IDF 2006), so dass oft von einer Diabetesepidemie gesprochen wird. Die Folge ist, dass mit einer starken Zunahme der Fälle mit DFS gerechnet werden muss.“ (Quelle: AG Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Stand September 2012)

Falls nicht behandelt, kann ein kleines, unauffälliges Hühnerauge (Clavus durus) bei einem DFS zu einer späteren Amputation führen.
Entwicklung einer nicht rechtzeitig behandelten Dig-I-Plantar-Hyper-keratose beim DFS.

Fazit:

Eine gute, regelmäßige Versorgung des diabetischen Fußes und Aufklärungsarbeit durch den Podologen kann, in enger Zusammenarbeit mit dem Patienten, dem behandelnden Arzt und dem Wundversorger, das Entstehen von Wunden und Amputationen verhindern, sowohl im präventiven, als auch im sekundär-präventiven Bereich.

 

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